Balduin in Italien im Sommer 2013

Es war so kalt Ende Mai, dass ich eigentlich überhaupt gar nicht mehr vor die Tür gehen wollte. Nie wieder!
Nun stand aber Fritzis Italienreise vor der Tür…und da habe ich´s mir doch noch einmal ausnahmsweise anders überlegt. Denn so eine Italienreise steht ja nicht andauernd vor der Tür. Also bin ich tatsächlich im Gepäck von der Fritzi gelandet und es ging für mich auf nach Italien zum Sonne tanken.
Hurra!
Italien ist ganz schön weit weg. Deshalb haben wir eine Zwischenstation in Österreich gemacht. Da war es aber auch noch eisig kalt und nass. Ich wollte auf gar keinen Fall vor die Autotür gehen. Fritzi hat mich dann mit dem „grün“ der Wälder gelockt… nur weil alles tatsächlich so schön grün war, bin ich dann aus dem warmen Gepäck gekrochen…aber nur gaaaanz kurz für das Foto, denn gemütlich fand ich´s nicht. Fritzi meinte, dass ich doch mit unter ihre Jacke schlüpfen könnte. Aber jetzt mal ehrlich, sone rosane Regenjacke, wie die Fritzi sie trägt, für ein Chamäleon? Nee, das geht doch gar nicht! Peinlich! Da warte ich lieber im Auto auf die Sonne!

Und mein Warten hat sich gelohnt, denn am nächsten Tag in Verona schien die Sonne!!!! Und es gab Eidechsen!!!! Und spannende Mauern anzugucken. Alles war ganz nach meinem Geschmack :-).

„Balduin, wir machen ein Foto!“, ruft Fritzi hier gerade…aber diese alte Mauer dort find ich echt viel spannender, da könnte ich mich doch zu den Eidechsen in die Sonne legen?…und mir dann gegen Abend einen schönen Mauerspalt zum Verstecken suchen….? Hach, „la dolce Vita“, das heißt „das süße Leben“ sagt Fritzi und hat mir erklärt, dass „das süße Leben“ die italienische Lebensart ist. Bestimmt meinen die Italiener damit eigentlich: „das ganze Leben mit Süßigkeiten in der Sonne faulenzen“. Ohja, das finde ich gut, da mache ich mit!

Stattdessen muss ich mit Fritzi ohne Sonne und Süßigkeiten in den Zug nach Venedig…:-(.
„Halt mich feeeeeest, Fritzi!!! Ich kann doch nicht so gut schwimmen! Hilfe!!!“ Man, ist das aufregend…so viel Wasser und lauter Mauern stehen da drin. Warum bauen die Menschen Mauern ins Wasser, wo so eine Mauer doch auf dem Festland viel besser steht? Ganz schön verrückt, die Italiener! Aber irgendwie auch eine gute Idee, sieht jedenfalls cool aus.

Da oben, da wäre ich gerne das Wappenzeichen von Venedig… statt dem fliegenden Löwen ein fliegendes Chamäleon, das wäre doch wirklich einmal etwas Besonderes:-)!!!

In Vicenza haben sie auch so einen fliegenden Löwen als Wappentier…wie langweilig ist das denn? Gähn!

Wir sind da! Am Zielort unserer Reise, in der schönen Stadt Lucca. Juchuh! Und: Mannoman. Das ist wirklich eine tolle Stadt, mit einer Stadtmauer und vielen alten anderen Mauern, so wie hier dieses seltsame Kirchending. Schick, oder? Auf der Stadtmauer durfte ich nun endlich auch mal nach Herzenslust in der Sonne liegen und Sonne tanken. Klasse! Ich bin wieder richtig wendig und beweglich. Wir Chamäleons brauchen nämlich immer viel Sonnenwärme, um uns gut bewegen zu können.
Doof war nur, dass ich die Eidechsen, die mit mir in der Sonne lagen, gar nicht verstanden habe. Fritzi sagt, dass die Eidechsen hier eine andere Sprache sprechen als bei uns, nämlich italienisch-eidechsisch. Mhm. „Eidechsisch“? Das klingt ein bisschen so wie „sächsisch“. Aber Fritzi sagt in Sachsen sprechen die Eidechsen, wenn es da überhaupt welche gibt, „sächsisch-eidechsisch“. Das ist bestimmt noch schwerer zu verstehen als „italienisch-eidechsisch“….

In der Nähe von Lucca liegt Cinque Terre. Das sind fünf kleine Örtchen direkt am Meer, die man am Besten zu Fuß oder mit Bahn und Boot erreicht. Es ist wirklich wunderschön dort, ich wäre am liebsten direkt geblieben. Fritzi ruft nämlich schon die ganze Reise über andauernd: „Balduin sei vorsichtig!“ oder „Balduin pass auf!“, so als wäre ich noch voll klein. Dabei bin ich doch viel größer als die ganzen Eidechsen hier. Das nervt vielleicht. Allerdings quatschen mich die Eidechsen ständig an. Ich glaub, die haben noch nie ein Chamäleon gesehen. Obwohl wir doch verwandte Tierarten sind. Naja, wenn ich hierbleiben würde, dann müsste ich unbedingt italienisch-eidechsisch lernen, aber ich glaub das ist echt schwer. Zwei Wörter habe ich immerhin von Fritzi gelernt. Sie kann aber ungefähr auch nur 5 Wörter auf italienisch sprechen….“Prego!“ z.B. heißt „Bitte!“. Find ich voll seltsam. Wie soll man sich so ein komisches Wort merken? Oder „Grazie!“, das heißt z.B. „Danke!“. Dabei klingt doch „Grazie“ wie ein Mädchenname. Apropos Mädchen…meine Buchschwester fehlt mir hier sehr. Blubberbauch ist ja gerade die ganze Zeit, wo keine Lesungen stattfinden, im Allesleckerland bei ihrer Familie im Schloss. Anfang August kommt sie wieder zurück, da freue ich mich schon drauf. Mit ihr verstehe ich mich nämlich immer gut auch ohne eine schwere Fremdsprache lernen zu müssen….

Und wer weiß, die Italiener sind ja vielleicht auch ein bisschen zu gefährlich für mich. Sie machen nämlich Ringelschwanzverzierungen auf ihren Milchschaum…??? In manchen Ländern essen die Menschen ja Hunde… wer weiß, vielleicht isst man in Italien ja Chamäleons…? Fritzi glaubt das zwar nicht und meint auch, dass die Italiener Ringelschwänze vielleicht einfach nur schön finden und deshalb so den Milchschaum verzieren, aber wissen tut sie das schließlich nicht genau. Sie ist ja Vegetarierin und deshalb isst sie eh kein Fleisch. Woher soll sie also wissen, ob die Italiener Chamäleons essen oder nicht? Nee, nee, ich fahr glaub ich doch lieber mit der Fritzi zurück nach Hause, trotz der tollen Mauern und der vielen Sonne hier. Zu Hause fühl ich mich auf jeden Fall sicherer. Mauern gibt es auch bei uns…und was die Sonne angeht, die nehme ich einfach mit :-)!

Mit der Sonne im Gepäck, sind wir inzwischen wieder zu Hause gelandet und ich liege im Moment faulenzend mit Schneckenbrause auf den warmen Mauern des Ruhrgebiets und warte darauf, dass die Prinzessin Blubberbauch endlich zurückkommt! „La dolce Vita!“