Meine Arbeit als Klinikclown(in) im Krankenhaus, Wohnstift & Hospiz

Anmerkung: Der Einfachheit halber schreibe ich hier „Klinikclown“ auch wenn ich ja genaugenommen als „Klinikclownin“ unterwegs bin 😃.

Auf dieser Seite erfahrt Ihr etwas über meine Arbeit als Klinikclown und zunächst bleibe ich erst einmal allgemein  und werde dann immer persönlicher…. 🤗

Die Prinzessin Blubberbauch mit Fritzi in Aktion (im Hospiz)

 

Was genau macht eigentlich ein Klinkclown?

Wenn ein Mensch ins Krankenhaus kommt, hat er erst einmal nicht viel zu lachen. Oft kommt er völlig unvorbereitet und noch dazu mit Schmerzen in die bedrohliche und fremde Welt des Krankenhauses. Auf einmal sind dort viele Ärzte und Schwestern, weiß, hellblau oder hellgrün gekleidet. Möglicherweise muss der Mensch zusätzliche Schmerzen erleiden z.B. durch Spritzen oder durch eine Operation, bevor Heilung möglich ist. Außerdem findet sich der Mensch plötzlich in einem ihm fremden, reizarmen Zimmer mit anderen fremden Menschen wieder. Manchmal sind die Menschen durch ihre Verletzungen oder Erkrankung sehr entstellt. Sie erleben, dass  Fremde sich nicht trauen, sie anzuschauen oder sie anzufassen.

Und dann klopft der bunte Clown an. Und wenn der Mensch mag, kommt der Clown herein und macht eine „Clownsvisite“.  Er bringt eine farbenfrohe Welt mit und damit auch einen fröhlichen und besonderen Moment der Ablenkung von allem, was den Menschen gerade belastet. Auf einmal ist Leben im Raum und das Krankenzimmer wird mit Freude und manchmal auch mit Musik erfüllt. Der Clown geht zu jedem Menschen direkt. So wird jeder Mensch in seiner individuellen Situation wahrgenommen. Der Clown schert sich nicht darum, wie der Mensch ausschaut oder woher er  kommt, er freut sich über und mit jedem Menschen. Manchmal lacht der Mensch herzhaft und beteiligt sich begeistert am Spiel des Clowns. Ein andermal ist er nur fasziniert von dem, was der Clown ihm vorspielt oder vorsingt, weil die Schmerzen oder auch die Verwunderung noch zu groß sind, um aktiv mitzumachen. Immer jedoch, ist es etwas Besonderes, wenn der Clown kommt, ist er doch bei Groß und Klein unabhängig von Herkunft und Sprache eine willkommene Freude im eher farblosen Klinikalltag.

Ebenso geht es oft auch Menschen, die in ein Wohnstift oder Altenheim oder Hospiz gezogen sind oder umziehen mussten. Insbesondere dann, wenn sie zusätzlich auch noch unter Demenz oder einer Alzheimer Erkrankung leiden und damit stellenweise oder gar sehr orientierungslos sind oder, was den Umzug in ein Hospiz angeht vielleicht sogar ganz genau wissen, dass sie bald sterben werden. Hier helfen die Clownsmomente Leichtigkeit und Freude in viele Situationen zu bringen und damit Lebensfreude zu erhalten oder neu zu entfachen. Der Clown hilft zudem mit seiner Naivität „Fehler“ und „unangenehme Situationen“ ein bisschen normaler und leichter zu machen, da der Clown selber und freudvoll viele Fehler macht und sich oft und gern in eher peinliche Situationen begibt.

Die Arbeit als Klinikclown ist also eine spezielle Art der Clownsarbeit und unterscheidet sich vom Bühnen- oder Geburtstagsclown.

Geht es doch beim Klinikclown darum, fröhliche Momente für jeden Einzelnen, an Orte zu bringen, die Fröhlichkeit oft vermissen.

Wie war das nun bei mir?

Klinikclown zu sein, das war mein erster Traum, damit begann der Weg in die Selbständigkeit. Nach einer Dokumentation über Klinikclowns, die ich gesehen hatte – irgendwann Anfang der 2000 er Jahre, wollte ich unbedingt als Klinikclown arbeiten. Denn auch bei meiner logopädischen Arbeit merkte ich damals, dass wenn mein innerer Clown dabei war, plötzlich Türen zur (Sprach-) Heilung geöffnet wurden.

Der Weg zum Clown war allerdings nicht ganz einfach, musste ich doch meinen Schwächen begegnen und diese lieb gewinnen lernen und zu meinen Stärken machen. Das war ein richtiger Transformationsprozess – der sich aber in vielerlei Hinsicht sehr für mich gelohnt hat😅. Darüber und auch über meinen Weg von der Logopädie auf die Bühne, habe ich mit der Coachin Eileen Jacobs in ihrem Podcast „Ja! Zum Ich“ ganz ausfühlich geredet, hier geht es zu der Podcastfolge „Humorvoll Ja! Zum Ich“(übrigens gibt es dort auch noch mehr spannende Folgen des Podcasts :-)).

Inzwischen arbeite ich seit 2007 als Klinikclown. Seitdem habe ich (bis Ende 2021) regelmäßig auf Kinderstationen im Krankenhaus Kinder und in Wohnstiften Bewohner mit Demenz besucht (viele Jahre mit einer Klinikclownkollegin (und ehemalige Kabarett-Kollegin) Suse Kirchhoff). Diese Arbeit ist manchmal schwer – aber oft auch sehr fröhlich und leicht.  Es liegt mir irgendwie, Leichtigkeit und Freude in schwierige Situationen und Momente zu bringen. Ich habe sehr viel über Lebensfreude gerade in schwierigen Momenten gelernt und auch über Demenz.

Als ich dann Ende 2022 vom Hospiz Velbert angefragt wurde, ob ich Lust hätte, ein Pilotprojekt als Klinikclown mit meiner Puppencombo (Balduin und der Prinzessin Blubberbauch) zu starten, hatte ich große Lust (und Balduin und die Prinzessin auch). Da mein Papi 2020 gestorben war, war mir sehr bewusst, was für eine wichtige Rolle Hospize spielen können in einem langen und schweren Krankheitsprozess, deshalb lag mir dieses Pilotprojekt sofort am Herzen. Hier im Blog-Archiv gibt es ein paar Berichte über meine Klinikclown-Visiten im Hospiz.

Mein Papi ist nicht in einem Hospiz gestorben, aber ein Ehrenamtlicher des Hospizes kam über drei Jahre Woche für Woche zu Besuch und mein Vater und der (ebenfalls ältere) Herr haben sich richtig gut verstanden und so hat mein Vater sogar noch einen Freund gefunden in dieser schweren Zeit. Auch für meine Mama, die immer noch Kontakt zu dem Ehrenamtlichen hat, war dieser Besuch eine Bereicherung und Entlastung, genauso wie für meinen Papa, der dadurch einen Freund hatte, der die Schwere der Situation mit halten konnte.

Ich bin sehr dankbar, dass Prinzessin Blubberbauch und Balduin so oft mit mir bei meinem Papa zu Besuch waren, während seiner schweren langen Krankheit. Dadurch konnte ich spüren, wie magisch diese Arbeit ist. Durch Prinzessin Blubberbauch und Balduin hatten mein Papi und ich einige Gespräche, die wir sonst wahrscheinlich nicht gehabt hätten, denn mein Papi hat Balduin und der Prinzessin viel mehr erzählt als nur mir allein. Und wir konnten dadurch auch viel lachen, was ganz sicher heilsam war für unsere Beziehung in dem langen Prozess. Manchmal war ich so traurig, dass mir Prinzessin Blubberbauch und Balduin eine große Hilfe waren, um zuversichtlich zu bleiben.

Nach dem Tod meines Papis entstanden dann die drei Filmchen-Trilogien mit Prinzessin Blubberbauch und Balduin zum Thema Tod. Dieses wichtige Thema sollte viel mehr in den Mittelpunkt des Lebens gerückt werden, schließlich ist der Tod wie auch die Geburt ein sehr wichtiger Teil des Lebens – der Anfang und der Abschluss. Und so wären trauernde Menschen mit dem Trauerprozess auch nicht so allein in der Gesellschaft, Hier findet Ihr die Playlist zu den 9 Filmchen auf meinem YouTube-Familienkanal: Kinderfragen & Kindergefühle zum Thema Tod

Meine wichtigste Erkenntnis aus der Arbeit als Klinikclown ist diese: Kinder und Sterbende, sind die ehrlichsten Menschen. Kinder sind ehrlich, weil sie (noch) nicht wissen, dass sie alles verlieren könnten, wenn sie ehrlich sind und deshalb noch das Risiko eingehen, ehrlich zu sein – und Sterbende haben nichts mehr zu verlieren.

Die Klinikclownarbeit ist also eine sehr authentische Arbeit – immer im Moment der Situation.

Seit 2024 pausiert meine Klinikclownarbeit, da es bei mir und der Puppencombo derzeitig so Vieles zu tun gibt. Aber es wird weitergehen, das steht fest :-).

„In der Mache“ ist übrigens gerade eine Triliogie mit der Prinzessin Blubberbauch zum Thema Demenz, sie geht auf jeden Fall noch in 2024 online, natürlich auch auf meinem YouTube Familien-Kanal „Fritzi Benders Zwergen TV“

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